“Wenn der Wind durch die Burgmauern pfeift…”

“…dann heißt es, tiefe Tunnels graben und Vorräte anlegen.”

So äußerte sich der frühere chinesische Partei- und Staatschef Mao Tsetung in den 1960er Jahren, da die VR China heftig mit allerhand Drohungen bis zur Ankündigung militärischen Eingreifens seitens der USA überhäuft wurde.

Dieser Tage sieht es in gewisser Weise ähnlich aus. Die USA haben ihr Atommwaffenarsenal in Südkorea drastisch verstärkt, sie haben das ohnehin schon bis an die Zähne bewaffnete Taiwan ebenfalls noch weiter militarisiert, sie unternehmen regelmäßig Marinemanöver zwischen Taiwan und dem chinesischen Festland und verkehren provokativ sowohl in der Seestraße von Taiwan als auch im anliegenden Südchinesischen Meer mit horrendem Ausforschungsmaterial. Komplementär dazu stehen die Bemühungen der USA um eine Art südostasiatische NATO, die neben Australien dann auch Neuseeland, Japan, Südkorea und die Philippinen umfassen soll.
Diese anti-chinesische US-Politik ist nach Ansicht nicht weniger Militäranalysten qualitativ und quantitativ mindestens vergleichbar mit dem Vorpreschen der NATO an die russische Westgrenze und kennt auch solche Provokationen wie jene an der russischen Periphärie (Georgien 2008, nukleare Abschussbasen in Polen u. Rumänien, ‘Farbenrevolution’ in Kasachstan, Kirgisistan u.v.a.m.).

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht von irgendeiner Seite des us-amerikanischen Politik-Establishments öffentlich darauf hingewesen wird, daß die VR China als strategischer Hauptgegner zu behandeln ist.

Hier in der Bundesrepublik werden ja längst pro-russische Meinungsäußerungen nicht nur wegzensiert sondern auch unter Strafe gestellt. Ähnlich repressive Maßnahmen werden, wenn man vor allem den kriegsgeilen grünen Protagonisten oder den Wortführern der europäischen Kommission Glauben schenken möchte, auch in puncto pro-chinesischer Stellungnahmen vorbereitet.

Nach dem Ende des zweiten Wirtschaftsquartals in 2023 ergibt sich in manchen Branchen ein geradezu dramatisches Bild wirtschaftlichen Niedergangs – hier am Beispiel der chemischen Industrie (Quelle: Handelsblatt).

Kein Wunder, denn bei den herrschenden Kreisen in der Bundesrepublik ist man wegen der fehlgeschlagenen, selbstmörderischen Sanktionspolitik gegen Russland reichlich nervös, die Deindustrialisierung Deutschands marschiert scheinbar unaufhaltsam. Die Offensive der NATO (“Kämpfen bis zum letzten Ukrainer!”) in der Ukraine ist gescheitert.
Jetzt auch noch China? Fragt sich so manch ein Besorgter vor allem der Wirtschaftspolitik. Zumindest bei der programmatisch anti-chinesischen Regierungslinie scheinen die Würfel aber erst einmal gefallen zu sein. Der neue Kalte Krieg ist infolge der aggressiven Hegemonialpolitik des Westens bereits Wirklichkeit und die verantwortliche Politik hierzulande findet sich auch jetzt pünktlich im Feld der atlantischen Hurragemeinde wieder.

So wie zu Jahresende 2021 die Russ. Föderation sozusagen ultimativ einen europäischen Friedensplan an die Adresse der USA sandte (vgl. hier) und von dort prompt eine Abfuhr kassierte, so ging es auch der VR China mit ihren Warnungen an die USA, jegliche Taiwan-Abenteuer zu lassen und auch Südorea nicht weiter zu Aggressionen gegen Nordkorea und China selbst zu ermutigen. Auch da Fehlanzeige. Ähnlich wie die Russen haben auch die Chinesen gegen die Gefährdungen aus dem Westen sehr lange und sehr geduldig reagiert. Ähnlich wie die russische scheint nun auch die chinesische Seite taktisch umzudisponiert zu haben. Und es hat sogar den Anschein von in gewisser Weise synchronisierten gemeinsamen Anstrengungen, worüber noch gesondert zu schreiben ist.

Konsequent: Xi Jinping will BRICS deutlich gegen die G7 stelle und schnell weitere Kandidaten aufnehmen.

Es ist also soweit. So wie die Russ. Föderation Anfang 2022, so bewegt sich heute die VR China daraufhin zu, sich seitens des Westens nichts mehr gefallen zu lassen. Xi Jinping hat in den letzten Wochen und Monaten, seinem Volk zugewandt, mehrfach von Kriegsgefahr gesprochen und davon, daß sich alle Chinesen darauf vorbereiten sollen.

Voila: Seit einigen Monaten gehören chinesische Privat- und Staatsunternehmen zu den großen Aufkäufern von global angebotenen Rohstoffen der Energie- und Lebensmittelversorgung, der chemischen- und der Elektronikindustrie sowie der Militärtechnik. Dabei wird mit riesigen Valutamengen gehandelt und werden im Umkehrschluß diese dann auch den staatlichen Budgets entzogen. Es handelt sich um solche Mengen, die es exportorientierten nationalen Ökonomien – z.B. der deutschen – schaudern läßt, denn die wollen ja gerne weiter nach China exportieren und so am dortigen Konsum partizipieren. Jetzt aber geht die Konsumentennachfrage dort unter den obwaltenden Bedingungen zurück…
Also erhalten die Deutschen neben der Deindustriealisierung wegen russophober Beschränkungen nun auch noch manifeste Exportbeschränkungen wegen sinophober Politikparameter, während das russische BIP (pro Kopf Verbrauch) global als stärkste europäische Volkswirtschaft auf den weltweit fünften Platz gerückt ist.

Ein zu Ende Juli erschienener Aufsatz in der britischen Zeitschrift ‘The Economist‘ berichtet über die aktuelle chinesische globale Aufkaufpolitik. Unter der Überschrift: “Können Wirtchaftsindikatoren eine frühe Warnung vor einem Krieg wegen Taiwan sein ?”  heißt es dort in einer Übersetzung aus dem Englischen bei LinkeZeitung.de auszugsweise::

“China stockt seine Energie- und Lebensmittelvorräte auf und passt sein Finanzsystem an, um die Auswirkungen von Sanktionen im Falle eines möglichen Krieges um Taiwan zu mildern.

China hat damit begonnen, seine Ölreserven rasch aufzustocken, die nun für drei Monate ausreichen. Obwohl China fast drei Viertel seines Ölverbrauchs importiert und nur 20 Prozent seines Energiebedarfs selbst deckt, wird Öl für die Kriegsanstrengungen von entscheidender Bedeutung sein.

China hat auch begonnen, mehr Agrarprodukte zu importieren als jedes andere Land. Die Käufe von Weizen, Mais, Reis und Sojabohnen sind in den letzten zehn Jahren erheblich gestiegen. Die chinesischen Weizenvorräte reichen für etwa 18 Monate, die Sojabohnenvorräte, die für die Schweinefütterung benötigt werden, für etwa zwei Monate.

Experten gehen davon aus, dass ein starker Anstieg der Käufe auf die Vorbereitung eines Konflikts hindeuten kann, insbesondere wenn diese Käufe nicht mit einem Anstieg der Viehproduktion einhergehen oder gegen den Markttrend erfolgen.

Neben Energie und Nahrungsmitteln sind die Vorbereitungen auch im Finanzsystem sichtbar. China hat einen grenzüberschreitenden Zahlungsmechanismus eingeführt, mit dem westliche Finanzinstitute bei Bedarf umgangen werden können, auch wenn die meisten Transaktionen derzeit noch über ausländische Plattformen abgewickelt werden.

Darüber hinaus verringern China und seine Staatsunternehmen ihre Abhängigkeit vom Dollar, indem sie zunehmend Verträge mit Handelspartnern in Yuan abschließen und ihre Devisenreserven von Dollar und Euro in Gold umschichten.

Unabhängig davon, ob es zu einem Krieg um Taiwan kommt oder nicht, zeigen diese Indikatoren zumindest, dass sich China auf etwas vorbereitet.”

Nach einigen weiteren anti-chinesischen Äußerungen von US-Präsident Biden und aus seiner Administration folgte peu a peu eine weitere kompakte Zuspitzung des us-amerkanisch-chinesischen Verhältnisses durch die USA. In einem Beitrag im us-amerikanischen Online-Magazine informationclearinghouse.info akzentuiert Mike Whitney die aktuelle präsidiale Haltung anhand ökonomischer Eckdaten bezüglich der Hableitertechnologie. Vgl. dazu den übersetzten Text in enem Beitrag bei Linkezeitung.de unter: “Für Biden ist die Verhinderung von Chinas Entwicklung die wichtigste Aufgabe” .

Sollte es global zu einer neuen Qualität in der West-Ost Konfrontation kommen, so stehen die Aktien für den ‘freien Wertewesten’ wohl heute deutlich schlechter als Anfang der 1960er Jahre. Denn sollte der Schulterschluß zwischen der Russ. Föderation mit der VR China stabil bleiben, so könnten die beiden Partner ‘den Sack bald zumachen’ und das unipolare Weltgeschehen mit der Hegemonialmacht USA Schritt für Schritt auf den Müllhaufen der Geschichte befördern – zumal noch gestützt durch den warmen Wind aus den Schwellenstaaten des globalen Südens.

Natürlich, das ist nicht zu leugnen, vergrößert sich objektiv die Gefahr eines dritten Weltkrieges. Für uns als Friedensbewegte in Deutschland und für die überwiegende Mehrzahl der Menschen in diesem Land sieht die Sache derzeit nicht gut aus. Das C-Movie-Kabinett und offenbar auch ein ebensolches Ensemble von gleichgesinnten Wirtschaftsführern schafft es aus seiner irren romantischen Verklärung irgendwelcher ökologischer Transformationsprozesse und dem bevorstehenden Sieg in der Ukraine gar nicht mehr auf das Feld einer realitätsbezogenen internationalen Politik.

Ein gut gemachter Flyer des Deutschen Freidenker-Verbandes. Der kann dort für ein kleines Geld bestell und im eigenen Kreis von Friedensbewegung verteilt werden. Kontaktdaten hier.

Leider wagen sich aber auch die Repräsentanten politischer Opposition, der gesllschaftlichen Linken wie der Rechten, dezeit nicht konsequent auf jenes Feld. Frau Weidel und Frau Wagenknecht zum Beispiel glauben den Deutschen wohl lediglich fatalistisch weismachen zu müssen, daß es irgendwie die Großmächte sind, die sowieso alles nach eigenem Gusto betreiben. Von beiden hört man “russischer Angriffskrieg” und “chinesischer Autoritarismus”. Mit dieser Art Ignoranz gegenüber der jüngeren Geschichte können wir auf ein schnelles Reussieren von Friedensbewegung gar nicht ernsthaft hoffen.
Eher auf “Tiefe Tunnels graben und Vorräte anlegen!”, wobei sich das eigentlich nur darauf beziehen kann, mit möglichst vielen ins Gespräch zu kommen, geduldig auf Überzeugungsarbeit zu setzen, sich nicht aus den Augen zu verlieren und sich nicht etwa neu und immer wieder aufspalten zu lassen.

 


Wie immer freuen wir uns auf Meinungsäußerungen, Anregungen und Kririk via info@frieden-mit-russland.com.



Kategorien:Aktuelles, Strategien des globalen 'Westens', VR China