Was ist ‘humanitär’ am gescheiterten Getreideabkommen ?

Das hatten sich die ukrainischen PR-Agenten und Militärs fein ausgedacht. Vordergründig sollten die eigenen Bestände an Getreide per Schiffsroute über das Schwarze Meer nach Übersee gebracht, das ganze Unternehmen dann auch noch durch eine internationale Vereinbarung mit der UNO, der Türkei und der Russ. Föderation festgehalten und durch letztere auch militärisch abgesichert werden.

Für das Kiewer Regime erschlossen sich so eine Menge Vorteile zumal die Getreidepreise infolge der westlichen Handelssanktionen gegen Russland vor allem in puncto Zahlungsverkehr in die Höhe schossen. Spätestens set dem Frühsommer 2022 wurde offenkundig, daß gerade die ärmeren Länder deswegen große Schwierigkeiten für ihre Lebensmittelimporte haben werden, denn die Sanktonen gegen Russland entpuppten sich als solche gegen die Staaten mit bescheidenen wirtschaftlichen  Möglichkeiten sowie andererseits als unmittelbarer Support für das Kiewer Regime als Verkäufer.

Der zweite große Vorteil für Kiew bestand darin, sich ausgerechnet durch Russland geschützte Seewege für den Import militärischer Güter über die Schwarzmeerhäfen zu veschaffen. Dieser Tage, anläßlich der militärschen Attacken der russischen Luftaffe, wurde bewiesen, daß die vorgeblich mit Getreide gefüllten Silos und Werkshallen im Raum des Odessaer Hafengebiets vor allem mit dem Zubehör der Drohnenproduktion, der durch die NATO geschickten Boden-Luft-Raketen und der entsprechenden Munition sowie allerlei anderer Utensilien dieser Art bestückt waren. Anders können die riesigen Explosionen nach Rakenbeschuss gar nicht interpretiert werden.

Die Krim-Brücke von Kertsch – Objekt der Begierde uktainischen Terrors.

Die Angriffe der Kiewer Miliärs gegen Savostopol sowie die Krimbrücke, beide aufgrund von seegestützten unbemannten Überwasserdrohnen, sollen dann also eindrucksvolle Zeichen der Kiewer Aktivitäten in Hinblick auf deren sehr spezielle Bemühungen um globale Versorgungsichereit sein ?  Vgl. dazu RTDE:  “Wurden Tanker zum Angriff auf die Krim-Brücke genutzt?

Unser Mitarbeiter Harald Kolbe hat aus der Untersuchung der Handesstatistik des ‘Schwarz-Meer-Getreideabkommens’ weitere Belege für den eben gerade nicht humanitären Ckarakter dieses Abkommens gefunden. In seinem Beitrag stützte er sich auf Mittelungen der Vereinten Nationen  (hier im engl. Original) sowie die dem zugrunde liegenden statistischen Daten und förderte dabei Erstaunliches zu Tage. (Vgl. dazu auch die gesamte Analyse mit zusätzlichem statistischen Material hier).

Einige Fakten zur ‘Black Sea Grain’ Initiative

Die Getreideexporte  aus der Ukraine waren 2022 Anlass für zwei miteinander zusammenhängende Abkommen: die “Initiative on the Safe Transportation of Grain and Foodstuffs from Ukrainian ports” zwischen der Russischen Föderation, der Ukraine, der Türkei und der UNO sowie ein Russland-UN-Memorandum zwischen Russland und dem UN-Sekretariat über die Förderung russischer Agrarprodukte und Düngemittel auf den Weltmarkt, die am 22. Juli in Istanbul unterzeichnet wurden.

Während das erste Abkommen durch ein von der UNO innerhalb einer Woche eingerichtetes Büros in Istanbul am 27. Juli in Kraft gesetzt werden konnte, gab es in Bezug auf das zweite Abkommen keinerlei weitere Aktivitäten seitens des UN-Generalsekretärs.

Zwischen dem 1. August 2022 und dem 16. Juli 2023 wurden insgesamt 35 Mio. Tonnen Getreide aus den ukrainischen Häfen Odessa, Chornomorsk und Yuzhny/Pivdennyi verschifft; beteiligt waren 1142 Frachtschiffe..

Propagandistisch begleitet wurde die Aktion im Westen als Rettungsaktion für Millionen vom Hungertod bedrohten Menschen vor allem in Entwicklungsländern. Die Realität sieht etwas anders aus. Nach den veröffentlichten Daten des UN Joint Coordination Centre ging der größte Teil der Getreidelieferungen an nur 6 Länder:

China                    7,9 Mio. t
Spanien               5,9 Mio. t
Türkei                   4,6 Mio. t
Italien                   2,0 Mio. t
Niederlande      1,9 Mio. t
Ägypten              1,5 Mio. t

Insgesamt fast 24 Mio. t, das entspricht 68 % der Gesamtmenge. An die sieben bedürftigsten Länder wurden geliefert:

Afghanistan       130.000 t
Äthiopien           280.000 t
Bangladesch      800.000 t
Jemen                  260.000 t
Kenia                    440.000 t
Somalia                  55.000 t
Sudan                     95.000 t

Insgesamt 2 Mio. t, das entspricht 6 % der Gesamtmenge. Die acht belieferten EU-Staaten erhielten:

Belgien                   520.000 t
Deutschland         410.000 t
Frankreich             320.000 t
Griechenland       150.000 t
Italien                   2.000.000 t
Portugal                 750.000 t
Spanien               5.900.000 t
Niederlande      1.900.000 t

Insgesamt knapp 12 Mio. t, das entspricht 34 % der Gesamtmenge.

Die für den menschlichen Verzehr hauptsächlich verwendeten 3 Getreidesorten waren Weizen mit 9,4 Mio. t, Mais mit 1,8 Mio. t und Gerste mit 1,2 Mio. t, insgesamt etwas über 12 Mio. t, das entspricht 35 % der Gesamtmenge. Von den 9,4 Mio. t Weizen erhielten die 7 bedürftigsten Länder 2,2 Mio. t, das entspricht 23 % der Weizenlieferungen.

Exkurs Getreidepreise

Nach Angaben der Food and Agriculture Organization (FAO) haben sich die Lebensmittelpreise weltweit wie folgt entwickelt:

Hier kann man feststellen, dass in den 40 Jahren bis 2000 die Preise von 20 % auf ein Niveau von 80 % gestiegen sind, d.h. um 60 Prozentpunkte oder jährlich im Durchschnitt um 1,5 %. In den letzten 20 Jahren um ca. 100 Prozentpunkte, d.h. im Durchschnitt 2,5 %. Allein seit 2021 beträgt die Steigerung aber 50 Prozentpunkte. Die starken Schwankungen zwischen 2007 und 2015 mit Werten von 80 bis 130 und zurück sind nicht durch die reale Marktsituation erklärbar. Eine Ursachenanalyse für diese Preissprünge findet sich bei der FAO nicht.(vgl. hier).

Weltgetreidebilanz 2013 bis 2023 (in Mio. t)

2013/14 2018/19 2019/20 2020/21 2021/22 2022/23
Erzeugung 2.023 2.134 2.181 2.216 2.283 2.242
Verbrauch 1.921 2.139 2.169 2.230 2.260 2.246
Saldo +95 -24 +1 -22 -2 -17
Reserven 452 634 635 613 611 594
Reichweite

in Tagen

85 108 106 100 98 96

Insgesamt zeigt sich das Bild eines relativ ausgeglichenen Verhältnisses von Erzeugung und Verbrauch; auch die Weltreserven sind annähernd stabil, so dass von einer weltweiten Krise nicht gesprochen werden konnte. Wenn durch die Sanktionspolitik des „Westens“ die Exporte von Russland und der Ukraine auf dem Weltmarkt fehlen, so sind die Mengen doch real vorhanden und die Sanktionen führen höchstens zu einer zeitweisen Verknappung des Angebotes.

Weltgetreideexporte 2013 bis 2023 (in Mio. t)

2013/14 2018/19 2019/20 2020/21 2021/22 2022/23
USA 86 80 77 104 92 80
EU 40 34 53 41 45 44
Russland 25 44 43 49 41 51
Ukraine 28 30 29 33 21 32
Argentinien 23 53 52 57 58 56
Australien 25 13 13 34 39 36
Kanada 28 30 29 34 21 32
Brasilien 21 40 35 22 47 50
Sonstige 55 67 73 63 88 53
Welt 331 391 404 437 452 434

Quelle: US Landwirtschaftsministerium USDA 11/22

Seit dem 1. August 2022, dem Tag als der Frachtverkehr aus den ukrainischen Häfen wieder aufgenommen wurde, sind bis zum 16. Juli 2023 insgesamt 1142 Schiffe ausgelaufen und haben 35 Millionen Tonnen Getreide auf die Weltmärkte gebracht. Das entspricht 1,6 % des Weltgetreideverbrauches bzw.8 % aller Getreideexporte. Diese Mengen können nicht zu einer globalen Versorgungskrise bzw. deren Behebung beigetragen haben. Sie dienen lediglich vordergründig den Spekulanten zur Kursmanipulation an den Terminbörsen, die die eigentliche Ursache für Preissteigerungen und in deren Folge für eine Verknappung des Angebotes sind.

Im Bericht der Welthandels- und Entwicklungskonferenz (United Nations Conference on Trade and Development, UNCTAD) wird die Rolle der Spekulation bei der Preisbildung an den Rohstoffmärkten so beschrieben:

“Zu den physischen Nachfragefaktoren kommt hinzu, dass Rohstoffe als Finanzanlagen dienen und dies der Hauptfaktor für die Preissteigerungen ist. Die Waren werden immer mehr zu einem finanziellen Vermögenswert, es werden täglich riesige Geldmengen in Form von Rohstoff-Futures auf den globalen Märkten gehandelt; damit haben Entscheidungen der Anleger große Auswirkungen auf die Preise. … Der Rolle von Spekulation und Wetten bei Terminkontrakten, Warenswaps und börsengehandelten Fonds wurde zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Außerdem scheinen große multinationale Unternehmen mit beträchtlicher Marktmacht die aktuelle Situation einseitig ausgenutzt zu haben, um Aufschläge zu erhöhen und die Gewinne zu steigern. Es muss deshalb mehr getan werden, Rohstoffmärkte zu beruhigen und Preisspekulationen entgegenzuwirken.“

(UNCTAD Trade and Development Report 2022, https://unctad.org/tdr2022)

Das Spekulations-Argument im UNCTAD-Bericht bestätigt sich bei den ausgewählten wichtigsten Getreidesorten. Während der fünf Jahre seit 2015 bewegen sich die Preise in einem Korridor zwischen 80 und 110 Punkten; erst 2021/2022 steigen sie plötzlich um 60 Punkte auf einen Indexwert von ca. 150. Noch deutlicher wird es bei den Energiepreisen. Von 2015 bis 2018 bewegen sich die Preise in einem Korridor zwischen 80 und 120 Punkten, seit 2018 mit stark fallender Tendenz auf 40 bis 80 Punkte.

Monopolisierung der Agrarmärkte

Auf dem Weltgetreidemarkt dominieren die USA mit einem Exportanteil von 80 Mio. t oder 20 %, gefolgt von Russland mit 50 Mio. t oder 12 %; die Ukraine hat nur einem Anteil von 7 %. Bei Argentinien und Brasilien ist der Anteil hauptsächlich auf die Ausweitung des Futtermittelanbaus (Soja, Mais) zurückzuführen.

Nur 4 Konzerne kontrollieren 70 % des Marktes für landwirtschaftliche Güter: Archer Daniels Midland (ADM), Bunge und Cargill aus den USA und Louis Dreyfus aus den Niederlanden, auch als ABCD-Group bezeichnet; dazu kommen noch Glencore aus der Schweiz und Cofco aus China.

Und nur 3 Konzerngruppen beherrschen 60 % des Düngemittel- und Pflanzenschutzmarktes: DowChemical-DuPont (USA), Bayer-Monsanto (D) und ChemChina-Syngenta (C).

Weizen wird weltweit an vier großen Warenterminbörsen gehandelt; die beiden wichtigsten sind die CBoT (Chicago Board of Trade) und die KCBT (Kansas City Board of Trade), weitere sind die Matif in Paris und die MGEX (Minneapolis Grain Exchange).

Sabotage durch den UN-Generalsekretär

Im Gegensatz zur Ukraine wurde die Vereinbarung mit Russland sabotiert, indem das UN-Generalsekretariat keinerlei Schritte unternahm, um die festgelegten Maßnahmen in die Tat umzusetzen. Dies waren im Einzelnen:

– Die russische Landwirtschaftsbank Rosselchosbank wurde nicht an das internationale Zahlungssystem SWIFT angeschlossen.
– Die Einfuhr von Ersatzteilen und Ausrüstungen für landwirtschaftliche Maschinen blieb gemäß der Sanktionen verboten.
– Das gesamte Territorium Russlands wurde zur militärischen Risikozone erklärt, was unerschwingliche Versicherungsprämien für Seetransporte zur Folge hatte.
– Ausländische Häfen unter westlicher Kontrolle blieben für russische Schiffe und Fracht geschlossen.
– Die Auslandskonten russischer Agrarunternehmen blieben eingefroren.
– Beschlagnahmte russische Düngemittelfrachten in westlichen Häfen wurden nicht zum Weitertransport freigegeben.

 


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